das haus für kultur und initiativen
in der "STRAZE" in greisfwald arbeiten mehr als 20 organisationen unter einem dach

Thomas Schmidt ist Eine-Welt-Promotor für die Region Vorpommern und Mitbegründer des Kultur - und Initiativenhauses STRAZE in Greifswald. Seit Jahren setzt er sich für verlässliche Strukturen für zivilgesellschaftliches Engagement in der Region ein.
Herr Schmidt, Sie haben 2013 mit vielen anderen zusammen das historische Gesellschaftshaus in Greifswald gekauft, um es zu einem Bildungs- und Kulturzentrum zu entwickeln. Wie kam es dazu?
In meiner Rolle als Regionalpromotor für das Eine-Welt-Programm sensibilisiere ich Einrichtungen in der Region Vorpommern für das Thema Globale Gerechtigkeit. Im Team haben wir schnell festgestellt, dass in der Region die Strukturen für ein Miteinander der zivilgesellschaftlichen Organisationen fehlten. Aber jede Motivation aus der Gesellschaft endet im Nichts, wenn es keine Strukturen gibt, die sie aufgreifen. Glücklicherweise fiel der Beginn meiner Promotorentätigkeit mit der Zusage für den Kauf der heutigen STRAZE zusammen, sodass wir uns ans Schaffen der Grundlagen machen konnten.
Die STRAZE ist ein riesiges Haus. Über 20 Initiativen, Vereine und Organisationen finden dort ein Zuhause, auf 1500 Quadratmetern ist Platz für gesellschaftliche Veränderung. Was bieten Sie den interessierten Organisationen?
Mittlerweile haben wir das Glück, tolle Räume und Technik zur Nutzung anbieten zu können. Oft geht es zudem um konkrete Begleitung oder Hilfe. Die Bandbreite reicht von Fragen der Netzwerkbildung oder Organisationsentwicklung über Öffentlichkeitsarbeit bis hin zu inhaltlichen Themen wie Globale Gerechtigkeit.

Im letzten Jahr kamen rund 30.000 Besucherinnen und Besucher. Das lässt sich nicht ohne ehrenamtliche Hilfe bewältigen. Wie gewinnen und halten Sie Engagierte für Ihr Projekt?
Wir öffnen unser Haus, damit Leute reinschnuppern können, zum Beispiel mit einer Langen Nacht der Bildung, wo sich Akteurinnen und Akteure präsentieren können. Das wirkt. Viele kommen auch aus Neugier oder Nostalgie ins Haus und finden dann etwas, woran sie hängen bleiben. Wir haben zehn Jahre lang gebaut und im wahrsten Sinne des Wortes Tatsachen geschaffen.
Davon profitieren wir jetzt. Aber wie für viele andere Initiativen auch ist es schwierig, die Leute über das, was sie unmittelbar bewegt, in der Verantwortung zu halten. Menschen beginnen ein Ehrenamt aus verschiedenen Gründen: Sie interessieren sich für ein bestimmtes Thema, sie suchen Kontakt zu Gleichgesinnten oder haben einen Wunsch nach Selbstwirksamkeit und Horizonterweiterung. Und damit aus dieser Motivation ein langfristiges Engagement entsteht, das auch tatsächlich in die Gesellschaft hineinwirkt, braucht es eine Infrastruktur. Auch an dieser Stelle ist ehrenamtliche Mithilfe nötig, um sie aufrecht und bezahlbar zu halten. Daran arbeiten wir.
Erst zu Beginn der Coronapandemie konnten Sie das Haus für die Öffentlichkeit öffnen. Was hat Sie all die Jahren angetrieben?
Zu sehen, dass die Ideen Wirklichkeit werden können und einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen. Es ist ein großes Geschenk, innerhalb der hier geschaffenen Strukturen tätig sein zu dürfen und einen Unterschied machen zu können, gemeinsam mit anderen dazu beizutragen, dass die Welt sich bessert. Aus der Teamarbeit sind Freundschaften mit tollen Menschen entstanden, die ich nicht missen möchte.
Ich erlebe in allem, was ich tue, sei es haupt- oder ehrenamtlich, einen kollegialen Austausch, ein intensives Dazulernen. Man kann sich selbst viel zutrauen, aber man braucht auch Leute um sich herum. Gerade hier in dieser Region unweit der polnischen Grenze.
Junge Menschen zieht es von hier weg. Hier durchzuhalten und qualitativ hochwertige Arbeit zu machen, die Transformation voranzutreiben, die wir als Gesellschaft vor uns haben, das erfordert Schulterschlüsse. Und da war zum Beispiel auch die NUE ein wertvoller Partner, der Ideen für neue Projekte unterstützt, sie fördert und begleitet.
Text: Imke Borchers, KOMBÜSE
STRAZE — Kultur- und Initiativenhaus Greifswald e. V.
Kultur, Transformation, Ehrenamt, Strukturen