schulbau in serie 

abed begann als kleine initiative in burkina faso. mittlerweile hat der verein 30 Schulen in neun ländern gebaut 

Abed PumpeFoto: Noel Nikiema

Aus einer kleinen Initiative in Burkina Faso ist ein international tätiger Verein geworden, derbereits 30 Schulen in neun Ländern gebaut hat. Omer Idrissa Ouedraogo steuert von Hamburg aus die Aktivitäten gemeinsam mit einem kleinen Team

Ich bin in Burkina Faso geboren und aufgewachsen. Als Sozialarbeiter erlebte ich die Nöte und Probleme vieler Familien auf dem Land sehr direkt mit. Deshalb beschlossen meine Freunde und ich, dass wir etwas für Kinder aus armen Familien tun mussten, und gründeten 2002 Abed. Die Kinder konnten oft nicht zur Schule gehen, weil sie kein Schulmaterial hatten oder ihren Eltern bei der Arbeit auf den Feldern helfen mussten. In Häusern gab es keinen Strom, die Familien hatten zu wenig zu essen. Unser Freundeskreis veranstaltete in den Schulferien eine Art Ferienprogramm für die Kinder – aber da wir rein ehrenamtlich arbeiteten und keine Mittel zur Verfügung hatten, trafen wir
uns oft einfach nur zum gemeinsamen Singen oder Kochen. Darüber hinaus haben wir versucht, auch ihre Eltern zu erreichen und sie zum Beispiel über Mikro- kredite für Frauen zu informieren. Oder über Themen wie Genitalverstümmelung, HIV-Prävention und die Stärkung von Mädchen, die in vielen afrikanischen Kulturen als weniger wichtig angesehen werden als Jungen.

 

„Wir haben inzwischen
30 Schulen in neun Ländern gebaut. Wie wir das alles schaffen? Manchmal frage ich mich das auch!“

Nach meiner dreijährigen Ausbildung zum Sozialarbeiter habe ich in Burkina Faso Psychologie studiert. Später, als ich schon in Deutschland lebte, konnte ich dank eines Stipendiums noch ein Studium der Sozialen Arbeit draufsetzen. In Hamburg, wo ich heute lebe, habe ich 2008 gemeinsam mit meiner früheren Frau Abed Deutschland gegründet, um Spenden und Fördermittel für Projekte in Burkina Faso einwerben zu können.
Wir sind unseren Förderinnen und Unterstützern sehr dankbar! Denn dank ihnen konnten wir die Arbeit unseres Vereins in den vergangenen Jahren stark ausweiten. Wir haben begonnen, Schulen, Kindergärten und Brunnen zu bauen. Zudem organisiert Abed Austausch- programme für junge Menschen – zum Beispiel große internationale Jugendbegegnungen, zuletzt zum Thema „Grüne Kompetenzen für Jugendliche“, bei der sich 2022 46 Schüler und Schülerinnen aus Frankreich, Benin, Rumänien, Burkina Faso, der Türkei, Bulgarien, Deutsch- land, Tansania und Togo persönlich trafen.

Heute ist Abed ein international aktiver Verein mit vielen neuen Schwestervereinen in afrikanischen Ländern – unter anderem in Senegal, Madagaskar, Kongo, Kamerun und der Elfenbeinküste. Wir haben inzwischen 30 Schulen in neun Ländern gebaut.
Wie wir das alles schaffen? Manchmal frage ich mich das auch! Denn wir arbeiten immer noch ehrenamtlich. In Deutschland sind wir zu acht, wir managen all die Projekte hauptsächlich mithilfe einer WhatsApp-Gruppe.

Unsere wichtigste Aufgabe ist es, Geld für neue Schulbauten und andere Projekte zu sammeln. Drei Menschen in unserem Team sind inzwischen zum Glück sehr geübt im Umgang mit Förderanträgen und Formularen. Unsere Kollegen und Kolleginnen in afrikanischen Län- dern versorgen wir mit Schulungen und Weiterbildungen, zum Beispiel darin, einen Schulbau zu begleiten oder einen Brunnen zu betreiben. Sie bekommen ihre Telefon- und Benzinkosten bezahlt, aber sie arbeiten eben- falls ehrenamtlich – was wir gerne ändern würden.

Und auch ich schenke Abed meine Freizeit, die mir neben der Familie bleibt; im Hauptberuf bin ich Geschäftsführer der Aidshilfe Hamburg. Der Traum meiner früheren Frau und mir – sie ist Hebamme aus Hamburg, wir haben uns in Burkina Faso kennengelernt – war
und ist es, ein Waisenhaus für Kinder in meiner Heimat zu bauen. Uns schwebt ein multifunktionales Haus vor, in dem die Kinder leben, aber auch zur Schule gehen und spielen. Bis jetzt haben wir leider keine Förderung für dieses sehr große Projekt gefunden – es bleibt also vorerst ein Traum.

Die Schulen, die wir bauen, bespielen wir auch thematisch. Wir möchten Lehrende und Lernende in bestimmten Themen sensibilisieren, ob es um den Umweltschutz oder die Gleichberechtigung geht. Denn uns ist wichtig, unser Engagement noch nachhaltiger zu machen. Wir möchten in den Köpfen der Menschen et- was verändern. Wenn ich zur Einweihung einer neuen Schule reise und dort als Vorstand von Abed ange- kündigt werde, erwarten die Menschen meistens, dass Weiße kommen. Nicht jemand, der aus Burkina Faso stammt. Sie fragen mich dann: „Wie kommt es, dass du hier bist, um uns zu helfen?“ Ich wünsche mir, dass wir mit unserer Arbeit ein Umdenken anstoßen!“

Foto unten: Aboubacar Kane, Text: Christiane Langrock-Kögel, KOMBÜSE