viel gutes auf einen Streich
die offene nähwerkstatt Kabutze verbindet das reparieren alter kleidung mit informationen über globale gerechtigkeit

Die Offene Nähwerkstatt Kabutze in der Hanse- und Universitätsstadt Greifswald war bei ihrer Gründung 2010 ein Ort mit zwei Nähmaschinen, an denen man unter Anleitung seine Kleidung reparieren konnte. Inzwischen leistet der gemeinnützige Verein auch Bildungs-, Aufklärungs-, Kampagnen und Netzwerkarbeit.
Carolin Puschke und dem ehrenamtlichen Team alles, was in der Kabutze stattfindet. Wie sind Sie dazugekommen?
Ich bin gelernter Segelmacher und habe die Kabutze zunächst als Besucher in den Workshops kennengelernt. Diese Veranstaltungen drehen sich meistens um ein Thema, man lernt zum Beispiel, wie man einen Rucksack oder eine Laptoptasche näht – bei mir war es ein Basecap. Das ist auf jeden Fall ganz anders als ein Segel von mehreren Quadratmetern Größe!
Schon lange stehe ich Fast Fashion und der damit verbundenen Ausbeutung der Menschen in den Produktionsländern sehr kritisch gegenüber. Die meisten Leute engagieren sich ehrenamtlich in der Kabutze und geben ihr Wissen weiter, das hab ich auch gemacht. Aber als vor zwei Jahren eine offizielle Stelle ausgeschrieben wurde, habe ich mich mit Erfolg beworben.
Carolin Puschke, woher kommt Ihr Interesse fürs Nähen und für Kleidung?
Meine Oma war Schneiderin und hat für unsere Familie Kleidung genäht oder repariert. Ich habe mich dann, auch durch mein ehrenamtliches Engagement im Greifswalder Weltladen, immer mehr mit den Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie und den Auswirkungen unseres Konsumverhaltens beschäftigt. So kam ich in Kontakt mit der Kabutze. Zunächst habe ich einen Nähworkshop belegt und später auch an Weiterbildungen teilgenommen. Inzwischen teilen Martin und ich uns eine Stelle und vermitteln Menschenrechtsfragen und die Beziehungen zum globalen Süden in Bildungsangeboten.
Wie findet diese Bildungsarbeit statt?
Wir machen zum Beispiel Informationsveranstaltungen mit Filmen, Ausstellungen, Vorträgen oder Workshops zu entwicklungs- und umweltpolitischen Themen. Im Sommer sind wir außerdem regelmäßig auf Musik- und Kunstfestivals in der Region zu finden und laden dort zu Mini-Workshops ein.
Wie wird das Angebot der Kabutze angenommen?
Martin Schauer: Im studentisch geprägten Greifswald ist die Kabutze recht etabliert. Veranstaltungen wie der Kleidertausch sind immer schon gut besucht gewesen. In der Coronazeit sind wir dann in die STRAZE umgezogen, ein Initiativenhaus, in dem viele andere Bildungsvereine ihre Räumlichkeiten haben und erreichen seitdem noch mehr Publikum. Wir haben hier eine Werkstatt mit acht fest installierten Nähmaschinen – und ein paar Maschinen, die wir mitnehmen können, wenn unsere Bildungsangebote an anderen Orten stattfinden.
Carolin Puschke: Es ist toll, dass wir uns in der STRAZE mit anderen Initiativen austauschen können. „Verquer“ ist beispielsweise ein Bildungsträger, der sich in Vorpommern für globale Perspektiven und mehr Gerechtigkeit engagiert, und mit ihnen teilen wir uns oft Workshops: Ein Tag findet in der Schule statt, am nächsten Tag kommt die Klasse zu uns in die Kabutze und neben einem inhaltlichen Input gibt es Angebote zum Nähen, Reparierenoder Upcyclen.
Offene Nähwerkstatt Kabutze
Globale Gerechtigkeit, Handarbeit, Upcycling, Textilproduktion
Foto mittig: Kabutze, Text: Carola Hoffmeister