Spielräume und Umverteilung
mit der "European Playwork association" bringt christa-berta kimmich jugendliche aus vier kontinenten zusammen

Christa-Berta Kimmich hat mit dem e. p. a.-Netzwerk Spielräume für Bewegung und Entwicklung geschaffen und war über 10 Jahre Mitglied im Vergaberat Hamburg der NUE.
Sie haben die European Playwork Association (e. p. a.) mitgegründet. Was steckt dahinter?
e. p. a. ist eine internationale Nichtregierungs-Jugendorganisation mit einem Netzwerk von Partnern in 47 Ländern auf vier Kontinenten. Wir ermöglichen internationale Jugendbegegnungen und Fachaustausch.
Ende der Siebzigerjahre fanden sich Playworker aus fünf europäischen Ländern zusammen, um sich zu Theorie und Praxis von Abenteuerspielplätzen auszutauschen und miteinander Spielräume zu schaffen, in denen Kinder und Jugendliche selbst tätig sein, bauen und spielen können. Die internationale Zusammenarbeit hat Köpfe und Konzepte geöffnet und weiterentwickelt, sodass wir zahlreiche euro-südamerikanische, später auch Begegnungen mit 15 Jugendgruppen aus drei Kontinenten organisieren konnten.
„Wenn ich erlebe, wie unsere Partner oft unter sehr schwierigen Umständen ‚Lichtblicke‘ organisieren und dazu beitragen, dass Ausgrenzung, Unvernunft und Ungerechtigkeit nicht total werden, das ist wirklich bereichernd.“
Was verstehen Sie unter Spielräumen und warum
sind sie so wichtig?
Zum einen brauchen Kinder und Jugendliche in zugebauten Städten im wörtlichen Sinn Orte zum Spielen. Wir verstehen sie im übertragenen Sinn auch als Denkräume für spontane Einmischung und (Netzwerk-) Arbeit an strukturellen Veränderungen. Genau da setzen unsere Partner an einigen Orten auf der Welt an:
In Kolumbien schaffen sie Räume, um beim Tanzen Gewalt zu verlernen, in der Dominikanischen Republik verteidigen mutige „Comunidades“ mit ihrer antiras- sistischen Arbeit die Grundrechte und Würde schwarzer Mädchen und Frauen. In der ghanaischen Hauptstadt Accra tragen Jugendgruppen mit „Theatre for a change“ zu Änderungen im Bewusstsein und Verhalten bei und in Lissabon, in einem von Armut und Ausgrenzung betroffenen Viertel, sorgen die „eco-estilistas“ mit ih- rer Mode aus Abfall spielerisch für Selbst- und Umwelt- bewusstsein.
Was motiviert Sie?
Was ich lerne von Kindern, Jugendlichen und Kollegen und Kolleginnen aus vielen Ländern und Kulturen, ist bewegend. Wenn sie Spielräume entdecken und anderen begegnen können in einem Klima, in dem sie respektiert und gewürdigt werden, dabei Ängste abbauen, anfangen, ihre schweren Rucksäcke auszupacken, zusammen Grenzen überwinden und sich lächelnd ermutigen; wenn ich erlebe, wie unsere Partner oft un- ter sehr schwierigen Umständen „Lichtblicke“ organisieren und dazu beitragen, dass Ausgrenzung, Unvernunft und Ungerechtigkeit nicht total werden. Das ist wirklich bereichernd – im Sinne von lehrreich und freudenreich!
Sie waren zehn Jahre lang im Vergaberat der NUE Stiftung. Was hat Sie an diesem Ehrenamt gereizt?
Dem Credo folgend „Es ist genug für alle da“ war es für mich eine spannende Herausforderung, gerade in Hamburg, der Stadt der „Pfeffersäcke“, in diesem Gre- mium mitwirken zu dürfen und einige bescheidene Gelder zu verteilen. Es geht bei der Arbeit der Stiftung
ja um Umverteilung von Ressourcen: zivilgesellschaft- liche Initiativen unterstützen, damit diese ihre Projekte umsetzen und dabei Umwelt- und Menschenrechte schützen. Das Engagement, das die einzelnen Projekte gezeigt haben, fand ich erstaunlich und ermutigend. Die Mitarbeit im Vergaberat war für mich wirklich ein Ehrenamt!
Text: Imke Borchers, KOMBÜSE
European Playwork Association
Kinder und Jugendliche, inter- national, Bildung, spielend lernen
Foto mittig: e.p.a.