verbunden im glauben
die Domgemeinde Güstrow verbindet eine fast zwanzigjährige freundschaft mit der Gemeinde Twii in tansania

Über 6000 Kilometer trennen die Gemeinde Mtii in Tansania von der mecklenburgischen Domgemeinde Güstrow. Dennoch verbindet beide Orte seit fast 20 Jah- ren eine enge Partnerschaft. Arnold Fuchs, Projektverantwort- licher im Tansaniakreis der Gemeinde, ist von Anfang an dabei.
Als wir den Kreis 2004 gegründet haben, war uns vor allem eins wichtig: Wir wollten eine Partner- schaft, keine Patenschaft. Wir wollten keine Einbahn- straße, in der wir einseitig Hilfe geben. Wir haben
uns also Zeit genommen, um diese Partnerschaft anzubahnen, haben die Gemeinde in Mtii erst einmal kennengelernt, um zu schauen, ob wir zusammenpassen, ob sich so etwas wie Vertrauen auf beiden Seiten einstellt. Nachdem wir 2007 den Partnerschaftsvertrag geschlossen hatten, sind wir mit einer Gruppe nach Tansania gereist. Nicht, um zu schauen, was wir tun können, son- dern um zu fragen: Was braucht ihr? Das haben sich unsere Partner dort ohne uns überlegt und uns dann vorgestellt. So läuft das inzwischen seit fast 20 Jahren.
Als Nächstes steht unsere Jubiläumsfeier an!
Unser erstes Projekt galt der Unterstützung von AIDS-Waisen in Mtii. Sie sollten eine Perspektive im Dorf haben und nicht in die Städte abwandern müssen. Dass unsere Partnerinnen und Partner sich mit diesem doch auch heiklen Thema – damals war AIDS mit sehr viel mehr Stigmatisierung verbunden als heute – auf uns zugekommen sind, hat mich berührt. Wir ha- ben Projektmittel eingeworben, um Fieldworker auszubilden. Die haben die Kinder bei der Schulbildung unter- stützt und wir haben Mittel zur Einrichtung von einer Tischler- und Schneiderwerkstatt bereitgestellt und Än- derungsschneidereien eröffnet, in denen Jugendliche sich fortbilden konnten. Glücklicherweise ist die Zahl der Waisenkinder im Dorf nach einigen Jahren so stark zurückgegangen, dass in den Räumlichkeiten inzwi- schen eine Kita eingerichtet werden konnte. Die Arbeit mit Kindern hatte eine Besuchsgruppe aus der Partner- gemeinde Mtii bei uns in Güstrow kennengelernt und sich auch für ihre Gemeinde gewünscht. Im letzten Jahr konnten wir für die Kita einen Spielplatz errichten. Außerdem haben wir einige Familien im Dorf bei der Anschaffung von Milchziegen unterstützt und die Wasserversorgung verbessert.
Als Nächstes steht unsere Jubiläumsfeier an: Vor 20 Jahren haben wir den Tansaniakreis gegründet, das werden wir mit einem großen Brückengottesdienst in Güstrow und in der Gemeinde in Mtii feiern. Da stimmen wir hier wie dort dieselben Lieder und Gebete an. Und wir werden uns sicher dieses Jahr auch irgend- wo treffen und zusammen sein.
Für mich als Christ ist es unglaublich toll zu sehen, wie der gelebte Glauben in Mtii auch meinen Glauben gestärkt hat – und wie die Partnerschaft das Gemeinde- leben in Güstrow belebt. Natürlich ist es keine Partnerschaft vollends auf Augenhöhe, dazu sind die Voraussetzungen viel zu verschieden, das ist wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Aber wir begegnen uns mit großem Interesse für den jeweils anderen und viel Ver- ständnis für Unterschiede. Über die Jahre sind zwischen den Engagierten auf beiden Seiten enge Freundschaften entstanden. Wir besuchen uns etwa alle zwei Jahre, einmal hier, einmal dort. Diese Besuche halten mir immer einen Spiegel vor und ich lerne viel über mich und unsere Lebensweise. Zum Beispiel ist mir bewusst geworden, dass wir in Deutschland so viele Dinge für selbstverständlich nehmen. Wir sorgen uns, ob wir das Schnitzel irgendwo noch günstiger bekommen können, ohne Dankbarkeit zu zeigen, dass wir jeden Tag einen vollen Teller vor uns haben. In der Partnerge- meinde steht die Kuh direkt hinter dem Haus, da bedanken sie sich vor jedem Essen für die Mahlzeit. Manchmal bin ich tatsächlich fast peinlich berührt, wie viel mir dieser Glaube gibt.“
Text: Imke Borchers, KOMBÜSE
Tansaniakreis Güstrow
www.dom-guestrow.de/tansaniakreis.html
Kirche, Partnerschaft, Projekte