"Kinder habeN es bannig nötig"
bäume fühlen, die wiese riechen und käfer beobachten: am Boberger dünenhaus erfahren kinder die Natur mit allen Sinnen

Rund um das Boberger Dünenhaus der Loki Schmidt Stiftung im Hamburger Osten führt die Naturerlebnispädagogin Angela Dreyer Kinder an die Natur heran. Für die 62-Jährige eine entscheidende Erfahrung für den späteren Lebensweg der Mädchen und Jungen.
„Die Liebe zur Natur habe ich von meiner Großmutter übernommen. Als Kind habe ich viel Zeit in ihrem Garten verbracht. Da durfte ich, das Stadtkind, buddeln, pflanzen und beobachten. Später hatte ich dann selbst einen Garten, in dem ich bis heute viel arbeite und Zeit verbringe.
Da ich meine Leidenschaft gerne weitergeben wollte, habe ich mich vor über zehn Jahren von der Loki Schmidt Stiftung in Kooperation mit dem Land Schleswig-Holstein zur Natur- und Landschaftsführerin für die Alsterregion ausbilden lassen, 2013 dann auch für das Elbetal. Die Führungen mit den Erwachsenen haben mir wahnsinnig viel Spaß gemacht. Die Teilnehmenden erfahren und erleben die Natur bei der Führung viel intensiver als bei einem Spaziergang und hinterher merke ich ihnen immer eine innere Zufriedenheit an.
Als die Loki Schmidt Stiftung dann fragte, ob ich nicht auch Führungen für Kinder am Boberger Dünenhaus machen möchte, habe ich zunächst gezögert – meine eigenen Kinder waren gerade groß und die Arbeit mit den Erwachsenen hat mir Freude gemacht. Aber gerade Kinder haben Erlebnisse in der Natur bannig nötig, vor allem hier in Boberg und Umgebung. Hier wohnen Kinder, die noch nie richtig in der Natur waren. Kaum vorstellbar, aber teilweise können die nicht einmal Pferde und Kühe voneinander unterscheiden. Baumrinde fühlen, die Wiese riechen, Käfer beobachten: Ich bin überzeugt, dass die Vertrautheit mit der Natur eine große Hilfe ist, um in der Welt zurechtzukommen.
Inzwischen bin ich zertifizierte Naturerlebnispädagogin und mache das Naturentdecker und Naturforscherprogramm rund um das Boberger Dünenhaus wirklich gerne. Mit Vorschulkindern und Kitagruppen lese ich Spuren, wir beschäftigen uns mit Eichhörnchen, untersuchen einzelne Bäume. Eine meiner liebsten Führungen ist Keschern in der Bille. Zuerst dachte ich: ‚Ach nö, Tierchen aus dem Wasser holen, das ist nicht meins.‘ Aber wir haben immer etwas Spannendes im Netz: einen Wasserfloh, einen Käfer, Kaulquappen – das begeistert auch die Kinder immer sehr. Und das freut mich am meisten: Wenn die Kinder aufblühen, wenn sie eintauchen in ihre Umgebung, in die Natur. Und wenn sie am Ende unserer gemeinsamen Wanderung Fragen stellen und ich merke: Meine Ausführungen und die Erlebnisse bewegen etwas in ihnen, ich habe was angeregt, das nachhallt.“
Text: Imke Borchers, KOMBÜSE
Boberger Dünenhaus — Loki Schmidt Stiftung
www.loki-schmidt-stiftung.de/ boberg
boberg@loki-schmidt-stiftung.de
Naturerlebnis, Kinder, Führungen